Das Kellerkind (Mai 2021 - Nov. 2022)
Unser kleiner erster Neuzugang stand über Jahre als Hengst in einem dunklen Gewölbe ohne regelmäßiges Futter oder Wasser in seinem eigenen immer höher werdenden Mist. Einen Hufschmied hat er vermutlich nie aus der Nähe kennengelernt. Seine vielen kleinen und großen Verletzungen (blindes Auge) stammen von Rangkämpfen mit anderen Hengsten auf engem Raum.
Im Zuge der behördlichen Abnahme haben wir ihn direkt vom Hof aus dem Gewölbe geholt. Er war körperlich und seelisch am Ende und ließ uns sofort an sich heran. Wir könnten ihn streicheln und mit etwas Ruhe auch ein Halfter anlegen. Mit Sedierung packten wir ihn in den Hänger und brachten ihn zu uns.
Unser Kleiner war bei seiner Ankunft bei uns ca. 8 Jahre alt. Einem älteren, rohen Hengst alles von Grund auf beizubringen war sehr spannend und teilweise herausfordernd. Aber als guter Ausbildungsbetrieb verfügen wir über ausreichend Erfahrung dafür. Das einzig Positive an seiner Vergangenheit war, dass unser Kleiner mit Menschen bisher keine (schlechten) Erfahrungen gemacht hatte.
Die beiden folgenden Fotos bieten einen Vergleich vom ersten Tag (29. Mai 2021) bis zur letzten Zeit (Nov. 2022).
Woche 1 / 2 / 3 / 4 / 5 / 6 / 7 / 8 / 10 / 12 Monat 4 / 5 / 6 / 7 / 8 / 9 / 10 / 11 / 12 / 15 / 16 / 18
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25.November 2022
Heute ist der letzte Eintrag im Blog von unserem Kellerkind. Er ist heute absolut überraschend von uns gegangen. Wir sind völlig fassungslos. Wir hätten ihm noch so viele schöne Jahre gewünscht, wollten ihm noch so viel zeigen ... aber das Universum hatte andere Pläne.
Unser Kellerkind war eines der schlauesten Pferde, die wir kennen lernen durften. Er war so aufgeweckt und frech, aber dabei folgsam. Kaum angebunden, war der Strick schon wieder offen. Wenn die Decke zu warm war, dann zog er sie sich kurzerhand selber aus. Beim Paddock kehren, schnappte er mir den Besen aus der Hand und begann damit selbst zu kehren. Oder er trug mir den Mistboy davon.
Jeden Tag in der Früh bedankte er sich für sein Heu mit einem Kuscheln. Mittags wurden wir immer mit einem lauten Gewieher begrüßt. Er liebte es, geputzt und geknuddelt zu werden. Und trug so stolz seinen Sattel (auch mit mir). Er arbeitet so willig und brav mit.
Es ist so unglaublich traurig, dass unser Kellerkind nicht mehr Lebenszeit bekommen hat. Natürlich war uns klar, wenn man einen Tierschutzfall aus solchen Haltungsbedingungen holt, dass mit diesem einen Tag nicht plötzlich alles gut ist. Dass die Folgeschäden da sind, dass man sich umso intensiver um so ein Pferd kümmern muss. Aber die Hoffnung ist da, mit jedem Tag, dass es gut wird. Dass er gesund wird und bleibt.
Lieber Superflausch, es ist so unfassbar, dass Du so früh von uns gehen musstest. Es war zu bald ... Wo auch immer Du jetzt bist - schlaues, freches Kerlchen - wir hoffen, Dir geht es gut und Du kannst glücklich sein. Wir können gar nicht beschreiben, wie sehr Du uns allen fehlst.
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September 2022
Unser Kellerkind durfte die letzten schönen Sonnentage entspannt auf der Koppel genießen. Seit Wochen hat er die Phase, wirklich alles ins Maul zu nehmen und festzuhalten. Das Halfter beim Anziehen, den Strick - er hält und führt sich teilweise selbst. Beim Longieren beißt er in den Ausbindezügel und hält ihn fest. Beim Führen und Reiten hat er sofort den Zügel im Maul - nicht so ganz in unserem Sinne. Beim Ausmisten kuschelt er dicht an dicht mit uns und macht jede Bewegung mit. Wenn man nicht aufpasst, hat er dabei sofort die Mistgabel im Maul.
Insgesamt hat er sich extrem gut enwickelt. Er läuft an der Longe richtig ausbalanciert. Durch das Steigen hat er ausreichend Kraft in der Hinterhand bekommen. Beim Angaloppieren setzt er sich so leicht zurück und springt immer korrekt und locker auf beiden Händen an. Auch der Galopp ist so rund und fällt ihm leicht. Eine Freude, ihm dabei zuzusehen.
Außerdem hat uns unser Kellerkind mitgeteilt, er möchte unbedingt wieder eine Paddockbox. Zur Zeit steht er in großer Gesellschaft in einer Box mit Fenster. Das wollte er damals auch unbedingt. Jetzt hat er es sich anders überlegt und geht (wenn man nicht aufpasst) von selbst am Abend immer in eine Paddockbox. Wir haben ihm versprochen, im Frühling bekommt er seine Paddockbox. Für den Winter ist es besser, er bleibt noch im großen Stall.
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August 2022
Über den Sommer ist unser Kellerkind immer kecker und lustiger geworden. Er holte alles nach, was er vorher nicht ausleben konnte. Spielen, Blödsinn machen und ausgiebig kuscheln. Am liebsten würde er sich auf den Schoß setzen. Das mit "Abstand halten" ist nicht so in seinem Sinne.
Ich habe vorerst eine Reitpause eingelegt - er war mir dafür zu temperamentvoll und zu Energie geladen. Beim Reiten war er bisher immer sehr brav, aber ich muss nichts herausfordern. Er hat richtig Muskeln, Kraft und Kondition bekommen. Und damit Spaß am Laufen, Spielen und Buckeln. Dafür ist die Konzentration und das Mitdenken nicht im selben Maße mitgewachsen. Daher haben wir über Wochen vermehrt an seiner Konzentrationsfähigkeit gearbeitet - das hat er nie gebraucht und gelernt. Zuerst wurde er dabei immer nervös. Als er lernte, es passiert nichts Schlimmes, wollte er sich unserer Aufgabenstellung mit "Blödsinn machen" entziehen. Als das nichts brachte, gab es buckelnde, zornige Runden. Mit der Zeit lernte er, das Mitarbeiten und sich konzentrieren richtig toll sein kann. Und seine Konzentrationszeit nahm kontinuierlich zu. (Wir sind hier aber erst bei wenigen bis zu max. 10 Minuten.)
Das Steigen ist mittlerweile nicht mehr so wild und ungestüm, sondern er macht es gelassener auf Kommando. Wobei es irre ist, was er alles auf nur zwei Hinterbeinen machen kann. Vorwärts/rückwärts gehen oder auch eine Pirouette drehen!
Ab Ende August waren wir wieder bei unserem wohlerzogenen Pferd, das gut mitarbeitet und sein Temperament im Griff hat. Er ist so wunderschön geworden - unser glänzender "Superflausch". Er ist der beste Beweis dafür, dass korrekte Arbeit ein Pferd durch passende Muskulatur in eine super Form bringt.
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Mai 2022
Die Zeit vergeht - jetzt ist er 1 Jahr bei uns. Wie sich unser Kellerkind entwickelt hat.... unglaublich. In den letzten Wochen ist er zum richtigen Temperamentsbündel geworden. Er holt jetzt alles nach, was er früher nicht konnte. Unglaublich charakterstark - aber dabei so bemüht. Auch wenn öfter mal das aufbrausende spanische Temperament mit ihm durchgeht. Wir freuen uns darüber und hoffen aber insgeheim, dass er mit der Zeit wieder ruhiger wird.
Endlich haben wir auch Zeit zum Anreiten gefunden. Mir ist ein wenig anders geworden, wie er neuerdings plötzlich mit Sattel rodeomässig durch die Halle gesprungen ist. Aber er hat uns in sein Herz geschlossen und die einzelnen Anreit-Schritte waren so einfach und problemlos. Er ist so bemüht und möchte alles richtig machen. Zu unserem Glück hält er sein Temperament dabei im Zaum. Wenn das Vertrauen da ist, passieren die Dinge so leicht und unspektakulär. Schritt reiten funktioniert schon wunderbar - und er ist so stolz, wenn er weiß, er macht es richtig.
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April 2022
Wir haben gute Nachrichten - unser Kleiner ist über den Berg. Ihm geht es täglich besser. Wir können gar nicht ausdrücken, wie froh und dankbar wir darüber sind. Er benimmt sich wieder wie vorher - ein dominanter Hengst (im Geiste).
Wir freuen uns, dass er in der Früh beim Boxen ausmisten wieder ausbüxt und den Stall dann so richtig aufweckt. Oder dass er wieder (seltene) Meinungsverschiedenheiten mit unserem Kuschelpony hat. Diesmal endete es (verletzungsfrei!) damit, dass er ihn kurzerhand einsperrte. Bei den beiden Blicken ist der Ärger über den kaputten Zaun schnell verflogen.
In unserem Kellerkind schlummert ein echtes Show-Pferd. Er schüttelt auf "Nein" unwillig seinen Kopf oder zieht die Decke sofort wieder herunter, wenn er glaubt, es ist warm genug. Steigen und spanischer Schritt sind kein Problem. Jede Gerte wird sofort in den Mund genommen und davon getragen. Und eine Stange am Boden wird mit den Vorderbeinen hin- und hergerollt. Einfach nur drüber steigen kann doch jeder! Er ist unglaublich!
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März 2022
Die letzten Wochen waren für uns eine echte Nervenprobe. Unser kleines Kellerkind bekam zuerst einen Mondblindheit-Schub. Kaum hatten wir das im Griff, beschlossen seine Nieren nicht mehr richtig zu arbeiten. Wir waren am Boden zerstört. Laut Tierarzt kann es entweder eine Niereninfektion mit Entzündung sein oder der Beginn eines vollständigen Nierenversagens. Mit seiner Vorgeschichte wäre das genaugenommen kein Wunder.
Wir bangen und hoffen.... haben ihn so unglaublich lieb, das kleine freche Kerlchen und tun alles, war möglich ist zu seiner Unterstützung. Er muss einfach leben - mind. noch 8 Jahre! Er muss unbedingt viel mehr schöne Jahre erleben, als Verliesjahre.
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Februar 2022
Unser Kleiner verblüfft uns immer wieder. Er möchte schon sehr gerne Reitpferd werden und arbeitet so brav mit. Daneben lernt er in der Freiheitsdressur extrem schnell. Er ist so unglaublich schlau. Manchmal zu schlau, denn er öffnet sich die Schnallen der Decke selbst und schüttelt diese ab, wenn es ihm zu warm wird.
Mittlerweile verträgt er sich mit dem Kuschelpony schon sehr gut. Sie haben Freundschaft geschlossen und begrüssen sich schon am Paddock.
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Jänner 2022
Unser Kellerkind ist so unglaublich - er hat sich zu einer richtigen Persönlichkeit entwickelt. Mittlerweile baut er immer mehr Rückenmusulatur auf. Und läuft schon sehr brav mit einem Sattel am Rücken. Leider fehlt uns momentan die Zeit und Ruhe zum Anreiten. Dafür hat er beim Freilaufen begonnen, uns zum Spielen aufzufordern. Daraus entwickelt sich gerade die eine oder andere "Freiheitsdressur" - er bietet sehr viel an. Und er ist zum richtigen Schmuse- und Knuddelbär geworden.
Unser Kellerkind reagierte zu Beginn auf unseren zweiten Neuzugang (dem Kuschelpony) extrem aggressiv. Es wirkte, als ob er seinen Platz bei uns ihm gegenüber massiv verteidigt. Erst nach ein paar Wochen hatte er gelernt, dass er nichts verliert. Weder Aufmerksamkeit, noch Zuwendung. Und auch seine Freunde blieben seine Freunde. Daher konnten wir das Kuschelpony dann doch neben ihn auf das Paddock stellen. Unser Kellerkind erkärte dem kleinen Hengst sehr nachdrücklich, dass er das Sagen hat (Kastration hin oder her - Charakterlich bleibt er ein dominanter Hengst). Unsere beiden Großen in der Paddock-Männer-WG amüsierten sich darüber und standen definitv über den Dingen und über den beiden. Und wir haben unserem Kellerkind erklärt, er muss uns helfen und dem kleinen Hengst zeigen, wie toll das Leben mit Menschen sein kann. Genaugenommen ließ er sich das nicht zweimal sagen. Was gibt es Schöneres am Paddock vor allen ausgiebig gestreichelt und geknuddelt zu werden?
Kellerkind und Kuschelpony - vielleicht doch der Beginn einer Freundschaft....
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Dezember 2021
Für unser Kellerkind war es in den letzten Wochen der erste Schnee in seinem bisherigen Leben (so unglaublich). Nachdem er sich traute, seine ersten Schritte in den "weißen" Boden zu wagen, hatte er richtig Spaß daran. Zur Zeit ist so extrem viel los, dass wir nicht wirklich zum Anreiten kommen. Von ihm aus wär es sicher schon möglich. Mittlerweile geht er schon sehr brav an der Longe in Dehnungshaltung.
Er liebt seine blaue Decke - das ist sein erster Winter ohne Hunger und ohne frieren. Es ist so schön, ihn glücklich und frech zu erleben.
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November 2021
In den letzten Wochen kam unser Kellerkind etwas zu kurz. Unser weiterer Neuzugang fordert unsere ganze Aufmerksamkeit. Dabei hat sich unser Kleiner so zum Plüsch-Kuschelbär entwickelt. Er findet Ausbinder im Trab immer noch keine gute Idee, beginnt aber langsam, sich hier abwärts (dann aber weniger vorwärts) zu dehnen. Dazu kam noch ein "kleines Service" - Hufe und Zähne behandeln. Daher waren es eher gemütliche Wochen.
Normalerweise gewöhnen wir junge Pferde immer zuerst an den Sattel, bevor wir die ersten Aufsteigversuche wagen. Bei ihm ist das alles irgendwie anders. Unsere ersten, eher spaßhafte "Kletter- und Belastungsversuche" auf seinem Rücken nimmt er absolut ruhig hin. Er bleibt so brav stehen und wirkt dabei fast ein wenig stolz.
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Oktober 2021
Schön langsam kehrt unser Kellerkind wieder zu einer normalen Figur zurück. Longieren funktioniert mittlerweile ebenfalls schon ganz gut. Mit den Ausbindern hat er noch so seine Themen. Im Schritt beginnt er langsam, sich etwas vorwärts/abwärts zu dehnen. Im Trab noch kein Hindenken. Aufgrund seines Alters und seiner Vorgeschichte sind wir hier auch sehr behutsam. Man merkt einfach, er ist schon 8 und nicht mehr so flexibel wie ein junges Pferd. Insgesamt ist er bereits lockerer. Er kann sogar schon buckeln und die Hinterbeine in die Luft werfen. Genaugenommen freuen wir uns ja über diese Entwicklung, aber andererseits hoffen wir inständig, er ist anständig und zeigt diese lustigen Sprünge nicht beim Anreiten.
Dafür hat er überhaupt kein Problem damit, wenn sich jemand über seinen Rücken hängt. Er bleibt völlig entspannt stehen. Auch, wenn der Mensch aufgrund der Aufstieghilfe viel größer ist, als normal.
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September 2021
In den letzten beiden Wochen haben wir den Pferden die Koppel und das schöne Wetter gegönnt. Ohne wirkliche Arbeit, einfach "Urlaub". Im Herbst kommt wieder ausreichend Zeit, um weiter zu arbeiten. Abgesehen davon haben wir wirklich über 5 Wochen gebraucht, um ein passendes Kappzaum für das Kellerkind zu finden. Alle Dinge von unseren Großpferden sind ihm zu groß, von unseren Ponys zu klein. Nach etwas herumprobieren haben wir jetzt endlich die gesamte Ausrüstung beisammen.
Mittlerweile traut sich unser Kellerkind die gesamte Koppel zu nützen - auch dort wo sehr viel Gras steht. Und wir müssen ehrlich gestehen - wir haben es total übersehen. Unser Kellerkind hat seit dieser Woche einen (hoffentlich temporären) weiteren Spitznamen: "Rollmops".
Und weil das mit der Koppel jetzt so gut klappt, haben wir ihm bereits den Reitplatz gezeigt. Ui, schon wieder so viel Platz. Viel zu viel Platz für den Kleinen... Mittelfristig aber der richtige Trainingsplatz, um die zu vielen Kilos in Muskeln zu verwandeln!
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August 2021
In der letzten Woche bekam unser Kleiner einen neuen Spitznamen: "Kellerkind".
Seit der Reitwoche wurde die Box der einzig "sichere" Ort für ihn (unsere Box ist das "Hilton" im Gegensatz zu seinem ursprünglichen Verlies) - es war unglaublich, aber nachvollziehbar. Nichts anderes hat er in seinem bisherigen Leben gelernt. Das mussten wir langsam ändern. Also machten wir am Abend seine Box auf, warfen ihn auf sein weit geöffnetes Paddock und machten die Boxentür zu. Zuerst stand er nur an der Tür und wollte wieder in die Box. Letzten Endes siegte doch die Neugier und er wagte erste Schritte rund um sein Paddock. Beim kleinsten Geräusch lief er wieder in sein sicheres Paddock zurück. Um danach wieder mutig den Hof zu erkunden. Mit den Tagen wurden die Erkundungstrips immer größer und er wurde zusehens sicherer. (Es ist super, dass soetwas bei uns möglich ist.) Unser kleines Kellerkind traute sich sogar schon zu den Großen, um mal Hallo zu sagen. Von Tag zu Tag wurde er wieder selbstsicherer und nervenstärker. Er "half" uns dann sogar beim Heu füttern.
Und so ganz nebenbei hat er jetzt das Zaumzeug mit Gebiss vollständig akzeptiert. Er kann sogar schon ein Leckerli mit Trense fressen! Neue Dinge lernt er extrem schnell, aber der gewöhnliche Alltag bereitet ihm riesen Probleme.
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Woche 10
Diese Woche war unsere Mädls-Reitwoche. Zu Beginn durften die Mädchen einmal beim Freilaufen zusehen. Sie blieben alle ganz still und auf Abstand. Unser Kleiner war neugierig und ging von sich aus auf die Mädchen zu. Da das ganze unserem Kleinen trotz Neugier sichtlich unangenehm war, hielten wir ihn den Rest der Woche komplett aus dem Programm heraus. Er konnte den Trubel von seiner "sicheren" Box aus beobachten und keiner außer uns ging zu ihm. Er durfte immer dann in die Halle, wenn alle Kids aus dem Stall waren. Trotzdem stresste ihn diese Woche. Er beeilte sich immer sehr, wieder in seine Box zurück zu kommen. Und war auch nie mehr am Paddock gesichtet. Die nächsten Wochen müssen wir ganz ruhig und vertraut gestalten, um ihm wieder mehr Sicherheit zu geben.
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Woche 8
Nachdem er seine Fliegenmaske total zerstört hat, mussten wir kurzfristig auf Fransen umsteigen. Selbst ein Laufen damit war kein Problem. Mittlerweile können wir einen Longiergurt mit Leinen, die bei Bewegung an den Bauch klopfen, verwenden. Und diese Woche durfte er bereits einmal mit Zaumzeug laufen. Er fand das weniger cool und probierte, ob man das Gebiss nicht ausspucken kann.
Da jetzt die Lernfortschritte länger dauern, werden wir den Blog nicht mehr wöchentlich aktualisieren, sondern mit einem etwas größeren Zeitraster. Ein Pferd kann nicht in einer Woche anlongiert oder auf den Reiter vorbereitet werden. Auch das Anreiten dauert länger, er wird uns die Zeit vorgeben. Jetzt müssen Gebiss und Longiergurt gefestigt werden. Ebenfalls muss durch das Training seine gesamte Muskulatur aufgebaut werden. Erst dann können wir beginnen, Gewicht auf seinen Rücken zu geben. Natürlich berichten wir hier weiterhin von seinen Fortschritten!
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Woche 7
Diese Woche kam das erste Mal der Hufschmied zu unserem Kleinen. Er war in Summe für "sein allererstes Mal" sehr anständig. Es konnten alle 4 Hufe ordentlich bearbeitet werden. Alles komplett ohne Sedierung - wir sind richtig stolz auf unseren Kleinen! Und natürlich auf unseren extrem kompetenten und ruhigen Hufschmied!
Diese Woche gabe es auch das erste Mal für kurze Zeit einen Paddock-Nachbarn. Nach dem ersten Beschnuppern, Gequitsche und Imponiergehabe, das unseren Professor völlig unbeeindruckt ließ (aus diesem Grund haben wir auch ihn ausgewählt), stellte sich der Kleine wieder in seine Box und beschloss, das war genug für heute.
Weitere Fortschritte:
- Keine Angst mehr vor den Pendeltürfolien
- Hufschmied (!!)
- Sein Fell beginnt seit letzer Woche richtig zu glänzen.
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Woche 6
Diese Woche brachte dem Kleinen wieder viel Neues. Er durfte, wie alle anderen Pferde, auf seine Wiesenkoppel. Diesmal ohne uns. Obwohl die Nachbarpferde alles ganz entspannt sahen und wirklich Ruhe ausstrahlten, war es für ihn eine richtige Nervenprobe. Seine Koppel ist am weitesten von der Straße entfernt, aber die Eindrücke waren gewaltig. Vogelgezwitscher, Autos, Spaziergeher, ... was sich da alles tut. Einzig die Katze wirkte vertraut. Das wird noch viel Zeit brauchen, bis er wie alle anderen Pferde die Koppel genießt.
Weitere Fortschritte:
- Grasen auf der Wiesenkoppel
- Ein Zaumzeug mit Gebiss kennenlernen
- Pendeltürfolien (mit riesem freiem Gang), die beim Ein-/Ausgehen vom Paddock das Fell berühren.
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Woche 5
In dieser Woche war der Wendepunkt seines Fressverhaltens. Wir haben ihn endlich satt bekommen und er hat begriffen, dass es wirklich immer regelmäßig Futter gibt. Und auch, dass wir öfter nach dem Rechten sehen, ohne lautstarkes Wiehern. Es ist schön zu sehen, dass er am Paddock steht und alles interessiert beobachtet, obwohl noch Heu in der Box liegt.
Er durfte auch einen geführten Ausflug auf die große Wiesenkoppel machen. So viel "große, weite Welt" ist ihm doch ein wenig unheimlich. Unfassbar, dass er soetwas in seinem Leben noch nie sehen durfte. Die letzten Wochen brachten ihm so viele neue Eindrücke - unglaublich was er gerade alles (extrem gut) verarbeitet.
Neues aus dieser Woche:
- Jederzeit alle 4 Hufe geben - jetzt auch verlässlich hinten.
- Erstmals mit einem Longiergurt am Rücken laufen.
- Es gibt eine große, weite Wiesenkoppel, die noch ziemlich unheimlich ist.
- Und so viele Eindrücke zu verarbeiten....
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Woche 4
Diese Woche verlief etwas ruhiger, da wir immer noch mit der Nachsorge der Kastrationswunde beschäftigt sind. Alles verheilt sehr gut, braucht aber Zeit. Der Kleine verblüfft uns immer wieder über seine Intelligenz und Lernbereitschaft. Neues von dieser Woche:
- Fliegendecke - wirkt beruhigend auf die Nerven!
- Mit Fliegenspray überall einsprühen lassen.
- Grundkommandos Schritt, Trab und Galopp beim Freilaufen auf beiden Seiten ausführen - "Halt" funktioniert auch schon super.
- Ohne Strick mit den Bezugspersonen mitgehen, stehen bleiben und auch rückwärts gehen.
- Boxentür selbst nach außen öffnen (!), wenn man in die Box will.
- Lautstarkes Wiehern hilft, damit jemand nach dem Rechten sieht und das Futter niemals ausgeht.
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Woche 3
Diese Woche war der Augenspezialist bei unserem Kleinen. Leider ist er auf einem Auge tatsächlich vollständig blind (wir hätten so gehofft, dass er zumindest hell/dunkel sehen kann). Vermutlich durch eine Verletzung, mit nachfolgender bakteriellen Entzündung, die nicht behandelt wurde. Wir müssen weiterhin im täglichen Umgang berücksichtigen, dass er uns auf einer Seite nicht sieht. Dafür hat er sich beim Laufen schon gut zurecht gefunden und orientiert sich mittlerweile an der Wand und an unserer Stimme.
Unser schlaues Kerlchen hat diese Woche wieder folgendes gelernt:
- Hufe vorne zu jeder Zeit auskratzen.
- Hufe hinten anheben und kurz halten. Aufgrund der Kastration ist ihm das noch ziemlich unangenehm.
- Am Waschplatz angehängt stehen und sich vollständig abspritzen lassen.
- Am Putzplatz angehängt stehen und sich putzen lassen, frei in der Box putzen lassen.
- Augensalbe und Augentropfen ins Auge geben.
- Es gibt Bremsen und Insekten die beißen - da werfen wir schon mal die Nerven weg! (So was gab's im Verlies nicht... Für kommende Woche steht "Fliegendecke kennen lernen" fix am Programm!)
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Woche 2
Wir sind immer noch begeistert, was unser "Kleiner" in der ersten Woche alles gelernt hatte. Mittlerweile kann er sein Paddock immer benutzen, und akzeptiert die anderen Pferde mit etwas weniger Abstand. Da bald der Augenspezialist ansteht, müssen wieder einige Dinge dazugelernt werden:
- Halfter abnehmen und wieder hinaufgeben.
- Führen lassen.
- An anderen Pferden (auch Stuten) mit (zwar Abstand, aber) Benehmen vorbeigehen.
- Völlig entspannt am Paddock stehen, auch wenn die anderen Pferde vorbeigehen.
- Fliegenmaske aufsetzen lassen und tragen.
- Völlig freies und ruhiges Stehen beim Abspritzen bis inkl. Bauch.
- Hufe vorne geben und etwas halten.
- Sich putzen lassen und am Putzstand (gehalten) stehen.
- Grasen (auch das muss ausprobiert und gelernt werden).
- Im Futterbarren sind immer leckere Dinge.
- Kraulen und streicheln ist super.....
Der Lernfortschritt ist gewaltig und schön langsam wird der wilde (Ex-)Hengst zum kleinen Schmuse-Bär. Und gibt zu, dass er vor den zwei schwarzen riesengroßen - in seinen Augen Hengste - gehörigen Respekt hat. Wir müssen natürlich dazu sagen, dass unser Großer auch erst mit 9 Jahren kastriert wurde und dementsprechend einfach der Leithengst IST. Er muss es nicht zeigen. Er IST einfach, ohne Theater. Mit Ruhe und Ausstrahlung - und groß, sehr groß.....
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Woche 1
Es dauerte ein paar Tage, bis sich unser kleiner Hengst eingelebt hatte. Wir hatten ein straffes Programm, da die Kastration und erste Grundbehandlung (Hufe, Auge) bereits am 5. Tag anstand. Damit eine ordentliche Nachsorge möglich ist, mussten ein paar grundlegende Dinge gelernt werden. Dazu kamen noch ein paar Dinge mehr, die für all unsere Pferde selbstverständlich sind:
- Ausmisten der Box gestatten.
- Jederzeit ausreichend gutes Qualitäts-Futter.
- Benutzen eines Wassertränkers - Wasser jederzeit zur Verfügung.
- Freies Bewegen aus der Box ins Paddock und zurück.
- Sonne auf dem Fell.
- Gras (als Zusatz zum Heu).
- Miteinander gehen (von Führen sind wir hier noch etwas entfernt).
- Berührungen am ganzen Körper inkl. Kopf.
- Laufen in der Halle.
- Medikamentengabe (direkt ins Maul).
- Abspritzen der Beine.
Die Fortschritte des Kleinen waren unglaublich und kaum zu fassen. Mussten wir anfangs die Box noch mit Strom zusätzlich absichern, um ein Hengstverhalten den anderen Pferden gegenüber zu unterbinden, war er bereits nach wenigen Tagen ruhiger und akzeptierte seine neue Box. Das Benützen des Paddocks war nur möglich, wenn die anderen Pferde ausreichend weit entfernt waren.