Woche 10
Diese Woche war unsere Mädls-Reitwoche. Zu Beginn durften die Mädchen einmal beim Freilaufen zusehen. Sie blieben alle ganz still und auf Abstand. Unser Kleiner war neugierig und ging von sich aus auf die Mädchen zu. Da das ganze unserem Kleinen trotz Neugier sichtlich unangenehm war, hielten wir ihn den Rest der Woche komplett aus dem Programm heraus. Er konnte den Trubel von seiner „sicheren“ Box aus beobachten und keiner außer uns ging zu ihm. Er durfte immer dann in die Halle, wenn alle Kids aus dem Stall waren. Trotzdem stresste ihn diese Woche. Er beeilte sich immer sehr, wieder in seine Box zurück zu kommen. Und war auch nie mehr am Paddock gesichtet. Die nächsten Wochen müssen wir ganz ruhig und vertraut gestalten, um ihm wieder mehr Sicherheit zu geben.
August 2021
In der letzten Woche bekam unser Kleiner einen neuen Spitznamen: „Kellerkind“.
Seit der Reitwoche wurde die Box der einzig „sichere“ Ort für ihn (unsere Box ist das „Hilton“ im Gegensatz zu seinem ursprünglichen Verlies) – es war unglaublich, aber nachvollziehbar. Nichts anderes hat er in seinem bisherigen Leben gelernt. Das mussten wir langsam ändern. Also machten wir am Abend seine Box auf, warfen ihn auf sein weit geöffnetes Paddock und machten die Boxentür zu. Zuerst stand er nur an der Tür und wollte wieder in die Box. Letzten Endes siegte doch die Neugier und er wagte erste Schritte rund um sein Paddock. Beim kleinsten Geräusch lief er wieder in sein sicheres Paddock zurück. Um danach wieder mutig den Hof zu erkunden.
Mit den Tagen wurden die Erkundungstrips immer größer und er wurde zusehens sicherer. (Es ist super, dass soetwas bei uns möglich ist.) Unser kleines Kellerkind traute sich sogar schon zu den Großen, um mal Hallo zu sagen. Von Tag zu Tag wurde er wieder selbstsicherer und nervenstärker. Er „half“ uns dann sogar beim Heu füttern.
Und so ganz nebenbei hat er jetzt das Zaumzeug mit Gebiss vollständig akzeptiert. Er kann sogar schon ein Leckerli mit Trense fressen! Neue Dinge lernt er extrem schnell, aber der gewöhnliche Alltag bereitet ihm riesen Probleme.
September 2021
In den letzten beiden Wochen haben wir den Pferden die Koppel und das schöne Wetter gegönnt. Ohne wirkliche Arbeit, einfach „Urlaub“. Im Herbst kommt wieder ausreichend Zeit, um weiter zu arbeiten. Abgesehen davon haben wir wirklich über 5 Wochen gebraucht, um ein passendes Kappzaum für das Kellerkind zu finden. Alle Dinge von unseren Großpferden sind ihm zu groß, von unseren Ponys zu klein. Nach etwas herumprobieren haben wir jetzt endlich die gesamte Ausrüstung beisammen.
Mittlerweile traut sich unser Kellerkind die gesamte Koppel zu nützen – auch dort wo sehr viel Gras steht. Und wir müssen ehrlich gestehen – wir haben es total übersehen. Unser Kellerkind hat seit dieser Woche einen (hoffentlich temporären) weiteren Spitznamen: „Rollmops“.
Und weil das mit der Koppel jetzt so gut klappt, haben wir ihm bereits den Reitplatz gezeigt. Ui, schon wieder so viel Platz. Viel zu viel Platz für den Kleinen… Mittelfristig aber der richtige Trainingsplatz, um die zu vielen Kilos in Muskeln zu verwandeln!